Ein Unvergessliches Karate-Wochenende
Letztes Wochenende hatte ich das große Vergnügen und die Ehre, an einem für mich außergewöhnlichen Karate-Lehrgang teilzunehmen. Diese Veranstaltung war nicht nur spannend, weil ich zwei Personen, die ich zuvor nur in Interviews für meinen Kanal getroffen hatte, nun endlich persönlich kennenlernen konnte. Es war auch eine lehrreiche Erfahrung für mein Karate-Training und meine Denkweise über diesen Sport – und wie er weitergegeben werden sollte.
Zuvor kannte ich beide nur aus Interviews für meinen Kanal - es war schön, sich live zu "treffen".
Ein Event zum Anfassen
Insgesamt war es ein hervorragendes Beispiel für praktisches Karate. Der Fokus lag auf Partnerübungen. Diese machten auch rund 95% des Trainings aus.
Der Ablauf war dabei einfach und gleichzeitig lehrreich:
Eine Kata wurde systematisch durchgegangen, gefolgt von Partnerübungen zur Anwendung und Variation der Techniken. Je weiter der Tag voranschritt, desto höher wurde die Intensität und auch der Anwendungsfokus.
Diese Herangehensweise unterschied sich stark von der „traditionellen“ Methode (was auch immer traditionell sein soll), bei der man zuerst die Form einer Kata lernt und sich erst viel später mit deren praktischen Anwendungen auseinandersetzt.
Hier hingegen wurde von Anfang an der Bezug zur Praxis hergestellt. Was für mich eine Frage aufwirft. Viele Karatekas mit dem gelben, orangen oder auch grünen Gürtel sprechen über das Gefühl, noch nicht gut kämpfen zu können – aber das kommt bestimmt später. Was wäre aber, wenn man dem neuen Karateka kommuniziert: Da ist eine Heian Shodan – da lernst du, wie du Kopf- und Körpertreffer abwehrst, alle Seiten deiner Hand als Werkzeuge nutzt und wie du den Gegner durch antäuschen manipulierst. Das machst du ein halbes Jahr, danach gibt es einen gelben Gürtel.
Was würde das dem Karate-Nachwuchs (der heute in vielen Dojos händeringend gesucht wird) sagen?
Neues Lernen und Denken
Ein besonders erhellender Moment war für mich, dass es nicht um Heian Katas ging – sondern um ein Heian System. Anstatt die Formen isoliert zu betrachten, wurde uns gezeigt, wie jede Form die vorherige ergänzt und erweitert.
Dass man eben nicht eine Kata für die Prüfung lernt und fertig. Sondern, dass Techniken und Ideen aus der nächsten Stufe dafür genutzt werden können, um auf dem vergangenen Level neue Erkenntnisse zu sammeln.
Höhepunkt der Veranstaltung
Der intensivste Teil des Wochenendes war die Behandlung der Heian Sandan. Diese Kata, die auf den ersten Blick recht kurz und simpel erscheint, erwies sich als äußerst vielfältig und reich an Interpretationen.
Eine kleine Geschichte, die der Referent Christian Wedewardt hierzu erzählte, unterstreicht das:
Als ich zum ersten Mal die Heian Sandan auf einem Lehrgang angeboten habe, machte ich dann zu Hause den Trainingsplan fertig. Und dann sitze ich zu Hause, bevor es losging, habe gedacht: Wie kriege ich einen Tag von 10 bis 5 Uhr mit diesem minimalen Inhalt der Kata Heian Sandan rum? Und die Wahrheit war: Der Tag reicht gar nicht.
Dankbarkeit und Erkenntnisse
Ich möchte mich an dieser Stelle herzlich bei Christian Wedewardt und dem TSV Achim bedanken. Solche Lehrgänge sind wahre Geschenke, die nicht nur neue Techniken, sondern auch neue Vermittlungsweisen und Perspektiven bieten.
Diese Veranstaltung hat mir einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, über den Tellerrand zu schauen und von verschiedenen Lehrern und Stilen zu lernen.
Deine Erfahrungen?
Mich würde nun interessieren: Welche Lehrgänge, Events oder Referenten haben bei dir im Karate oder Kampfsport neue Nuancen gesetzt und dir das Gefühl gegeben, vieles auf eine neue Art und Weise zu verstehen? Teile deine Erfahrungen gerne in den Kommentaren. Es könnte eine wertvolle Inspiration für uns alle sein.
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