liebe Karate-Freunde, bei mir hat sich nicht nur der Aufnahmeort meiner YouTube-Videos geändert. Sondern auch das Dojo in dem ich jetzt regelmäßig trainiere und damit auch mein Karatestil.
Bis Juli 2024 habe ich Shorin Ryu Siu Sin Kan-Karate trainiert - und das auch sehr gern. Da es aber zwischenmenschlich nicht mehr mit einigen Entscheidungsträgern gepasst hat, stand ich vor der Auswahl, ob ich an einem Ort trainiere, an dem ich mich nicht mehr wohlfühle oder ob ich mich anderweitig umsehe. Diesen Ort habe ich einem stiloffenen Dojo gefunden.
Warum gibt es SOK-Karate?
Das Konzept des stiloffenen Karate wurde 2002 Toni Dietel, dem damaligen Cheftrainer, ins Leben gerufen. Die Idee dahinter ist ziemlich interessant. Es gibt unzählige kleine Stilrichtungen, von denen einige nur in einem einzigen Dojo mit vielleicht 10 bis 20 Leuten praktiziert werden. Und damit einher geht oft das Problem, dass diese Stilrichtungen sehr spezifische Schwerpunkte haben, die nicht jedem gerecht werden. Manche legen den Fokus auf Wettkämpfe und Point-Fighting, während andere Karate eher als Selbstverteidigung sehen und sich fragen, warum das in den Prüfungen nicht stärker betont wird.
Es gibt auch Richtungen, die Katas mehr als Kunstform sehen und sich fragen, warum bei Prüfungen oft nur abgefragt wird, ob man die Form laufen kann, aber nicht, ob man sie verstanden und anwenden kann.
Ein Verband hat natürlich das Interesse, dass Karate nicht noch weiter zersplittert, möchte aber auch keine Mitglieder verlieren, weil diese unterschiedliche Erwartungen an das Training haben. Und genau hier kommt das stiloffene Karate ins Spiel. Es bietet eine Struktur, die flexibel genug ist, um diesen unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden.
Wie sieht die Prüfung im stiloffenen Karate aus?
In den Prüfungen des stiloffenen Karate gibt es einen Hauptteil, in dem man eine Kata seiner Stilrichtung zeigt und einzelne Techniken daraus wie im Kihon darstellt. Saubere Technik und Körperbeherrschung sind auch hier ein wichtiges Thema.
Die Grafik vereinfacht das Ganze natürlich stark und je nach Gürtelstufe und Dojo gibt es da auch Unterschiede - wenn du es detailliert magst, findest du hier die komplette Prüfungsordnung.
Darüber hinaus kann man den zweiten Teil seiner Prüfung in Absprache mit dem Prüfer aus drei Bereichen wählen: Bunkai (die Anwendung der Form), Selbstverteidigung (klassische Situationen, wie Befreiungen und Abwehrtechniken) und Kumite nach Wettkampfregeln.
Welchen Bereich man wählt, ist aber oft durch den Schwerpunkt des Dojos und des eigenen Trainers schon im Vorfeld ersichtlich.
Meine persönliche Erfahrung
So sehr ich das Training in einem kleinen Stil auch genossen habe, es bringt Probleme mit sich. Sei es nun Abhängigkeit von Einzelpersonen oder aber auch Schwierigkeiten und die Nötigkeit, vieles umzulernen, wenn man umzieht oder woanders trainiert.
Für mich war der Wechsel in ein stiloffenes Dojo ein gefühlter Zugewinn an Freiheit, vor allem da ich nicht der Persönlichkeitstyp bin, der über langen Zeitraum eine Einzelperson als einzigen Trainer und Mentor anerkennen will - ich mag es sehr von verschiedenen Menschen zu lernen und mir aus den unterschiedlichen Ansichten ein Karate zusammenzustellen welches genau auf mich, meinen Körperbau und meinen Typen passt.
Ist das so gut oder gar besser? Auf gar keinen Fall - es ist einfach ein Weg, der sich für mich persönlich rund anfühlt - und das sollte für jeden das Entscheidungskriterium bei der Auswahl des Karate-Stils sein.
Comments